Lumen Tenebris | Konzept

Christus ist die sprudelnde Quelle,
deren Wasser ewiges Leben schenkt



Abb.: Christus ist die sprudelnde Quelle, deren Wasser ewiges Leben schenkt;
Hoher Dom zu Rottenburg



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»… ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.«

Joh 10, 10

Die Idee

Viele, vor allem junge Menschen, aus Rottenburg und Umgebung haben sich auf den Weg zur Kulturnacht in Rottenburg gemacht. Und stellen sie sich einmal vor, es ist Samstagnacht 22.00 Uhr. In der Rottenburger Innenstadt sind unzählige Menschen unterwegs, die zum Fest der Kultur gekommen sind oder in der Innenstadt ihre Freizeit verbringen wollen.

Sie bleiben vor der offenen Tür des St. Martins Doms stehen und sehen einen Bach durch das Kirchenschiff fließen. Musik dringt bis auf die Straße. Tausend kleine brennende Lichter, die von Besuchern am Bachlauf aufgestellt wurden, und der effektvoll ausgeleuchtete Kirchenraum zieht sie in das Innere. Sie treten ein. Musik umhüllt sie sofort mit sanften und meditativen Klängen. Auf dem Altar sprudelt das Wasser, es ergießt sich in einer Kaskade von der Altarkante und bildet einen Bachlauf, der sich seinen Weg über die Altarstufen durch die Kirche zum Haupteingang sucht. Über dem Altar erstrahlt das apokalyptische Chorraumfenster.

Der ganze Kirchenraum ist in Licht getaucht und überall brennen Kerzen. Sie hören das Rauschen und Plätschern des fließenden Wassers, die meditative Musik. Jetzt erst entdecken sie die vielen Menschen, die still im Kirchenraum sitzen und Raum, Wasser, Licht und Musik auf sich wirken lassen.

Sie nehmen Platz und tauchen ein in Licht, Klang und lebendiges Wasser. Das fließende Wasser, die Lichter und die Musik nehmen sie mit auf den Weg, neue Formen der Anbetung, der Gotteserfahrung und der Spiritualität können entstehen.

Das Ziel

Für den Zeitraum der Kulturnacht in Rottenburg soll ein fließender Bach im St. Martins Dom installiert werden, um Menschen durch die Erfahrung des lebendigen Wassers im Kirchenraum, sowie durch das Eintreten in Licht und Musik ein positives und spirituelles Erlebnis zu eröffnen.

Die Installation will mit diesem Beitrag zur Kulturnacht den Gästen und den Menschen in der Innenstadt einen niederschwelligen, unmittelbaren und zeitgemäßen Zugang zu einer Grundaussage unserer christlichen Botschaft bieten:

Es gibt einen, der dich liebt, wie du bist: Gott. Bei ihm darfst du ganz du selber sein und auf ihn darfst du hoffen. Vor ihm darfst du dich vergessen, alte Wege verlassen und neu beginnen. Er schenkt dir Räume und Begegnungen, in denen du neue Hoffnung und neue Perspektiven für dein Leben entdecken kannst. Er schenkt dir den wahren Frieden für dein Leben, er führt dich zu neuer Lebendigkeit und zur Fülle deiner Möglichkeiten. (...ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben. Joh 10, 10) – Wo wir Menschen das erfahren, da spüren wir: hier berühren sich Himmel und Erde!

Angesprochen durch die ganz unmittelbaren Reize von Wasser, Klang und Licht und der biblischen Texte sollen die Besucher den Raum von St. Martin als einen solchen Kristallisationspunkt erleben, in dem sich Himmel und Erde berühren.

Mit Wasser verbinden wir die unterschiedlichsten Assoziationen: es ist der Grundbaustein, der das Leben auf unserem Planeten erst ermöglicht; es stillt unseren Durst und erfrischt uns; es kühlt und heilt. Wasser kann aber auch zerstören und vernichten. Wasser ist ein ganz besonderer Stoff: klar und weich, und kann doch hart und kraftvoll sein; es bildet ruhige Gewässer bis hin zum tobenden Meer oder wird zum reißenden Strom. Es gibt kaum einen Stoff, der so vielfältig ist wie das Wasser und der wie das Wasser seine »Stimmungen« auf uns Menschen überträgt.

Mit dem Symbol Wasser sind in vielen Religionen Reinigungs- und Initiationsriten verknüpft. Wasser ist gleichsam ein Ursymbol der Religion. In der christlichen Tradition ist es die Taufe, als Zeichen des neuen, gereinigten Lebens in Christus. Gesegnetes Wasser, Weihwasser, begleitet uns in der katholischen Tradition durch unser ganzes Leben. Erst durch das Wasser der Taufe entsteht Kirche (Mt 28, 19) und doch ist es auch die Kirche, die selber im Auftrage Christi Quelle des Taufwassers ist, Kirche als Ursakrament.

Durch die Installation mit fließendem Wasser lässt sich die wortlastige christliche Gottesdienst-Tradition auf das Experiment einer non-verbalen, unmittelbaren Verkündigung mittels der Primärreize ein. Der Sakralraum wird somit zum Ereignis- und Erfahrungsraum, in den man sich mit seinen Erfahrungen einbringen kann und diese im Lichte des Evangeliums zu deuten lernt.

Die Sinne der Besucher, die Fenster ihrer Seele nach außen, wie es Aristoteles formulierte, werden eingeladen, sich zu öffnen für eines der größten Geheimnisse des Menschseins, der Erfahrung der Verbindung zu einem transzendenten Gegenüber, den wir als Christen als den dreifaltigen Gott bekennen. Die Sehnsucht in den Menschen nach dieser Dimension ihres Lebens wach zuhalten, ihnen neue Hoffnung zu geben und für die Annäherung daran Raum zu geben, ist eine der wichtigsten Aufgaben der Kirche in unserer Zeit.

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