1. Einleitung
2. Die Installation
3. Bilder
4. Presse
5. Projektübersicht
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»Die Stadt braucht weder Sonne noch Mond, die ihr leuchten. Denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm.«
(Offb. 21, 23)
Zehn musikalische Improvisationen
über biblische Worte
»Seit Menschen leben, suchen sie nach Gott. Es mag oft genug anders aussehen. Aber im Grunde kann der Mensch nicht leben, ohne zu verehren, was unendlich größer ist als er; ohne sich an dem zu orientieren, was ihn übersteigt; ohne von dem sich zu empfangen, der allein den Menschen aus dem Nichts zu schaffen und ihm sich selbst anzuvertrauen vermag. Der Mensch sucht nach Gott. Und im Grunde können wir Geschichte nicht ganz und nicht redlich lesen, wenn wir nicht in all ihren Zeilen auch Religionsgeschichte lesen. Aber diese Vielfalt der Formen, diese oft schreckliche Verirrung und Verwirrung in Formen, diese Armseligkeit, dieses Rüh-rende, dieses Große und dieses doch Scheiternde - es zeigt, der Mensch aus sich vermag das nicht, was doch sein Innerstes ist, sein Auslangen nach dem je größeren Gott.«
Die zweigeteilte Lichtinstallation inszeniert eines der größten Spannungsfelder der Theologie. Das Spannungsfeld zwischen der Passion Jesu Christi, seiner Himmelfahrt und der Verheißung des himmlischen Jerusalem, die Vollendung der Heilsgeschichte in der endzeitlichen Gottesstadt.
Erster Teil der Installation
Der Gott, der sich in unsere Hände legt
Der erste Teil der Installation erstreckt sich von der ersten bis zur sechsten Improvisation. Er setzt sich mit biblischen Worten auseinander, die der Passion Jesu Christi und seiner Himmelfahrt entnommen wurden.
»Die Initiative liegt nicht beim Menschen, der sich übersteigen will, sondern bei Gott, der den Himmel durchbricht und in den Staub steigt. Die Initiative ist nicht die des Emporgehens, sondern des Abstiegs. Und wenn die Jünger in Jesus den großen und mächtigen Gott oben sehen, finden sie ihn nicht. Sie müssen ganz zum Boden sich bücken, sie müssen hinunter-schauen in den Staub; dort ist Jesus, der den Seinen die Füße wäscht. Hingabe, Erniedrigung, Dienst, Ernstnehmen der Banalität menschlicher Bedürfnisse, Kleinwerden, verzicht, Härte des Sich-Verausgabens, Unscheinbarsein, Verborgensein, alles das, was nicht mit göttlichem Glanz zu tun hat, ist der Glanz des wahren Gottes, ist der innerste Inhalt unserer Gottesverehrung, ist Eucharistie.
Aus diesem Grund spricht der Evangelist Johannes zwar von der Eucharistie in seinem großen Kapitel vom Lebensbrot, aber er erzählt eben nicht die Einsetzung des Altarsakramentes, son-dern stattdessen die Fußwaschung. Wenn wir nachher die Fußwaschung hier im Zeichen erleben, dann sehen wir, was im Grunde der deutende Finger Gottes ist auf das, was wir in der Eucharistie feiern. Wir können Eucharistie nicht verstehen in ihrer Tiefe, wenn wir sie nicht lesen von der Fußwaschung her. Und das heißt: Der Überstieg des Menschen zu Gott, die Anbetung Gottes ist das Annehmen und Wahrnehmen des Abstiegs Got-tes und die Bereitschaft, diesen Abstieg mit ihm zu wagen und zu tun.«
Die Installation
Die Osterkerze, die Christuskerze und die Kreuzessäule stehen im Mittelpunkt der ersten Installation. Der abgedeckte, leer geräumte Altar soll an die Karfreitagsliturgie erinnern. Das große Tuch auf den Altarstufen dient als Projektionsfläche für die abstrakten Lichteffekte.
1. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung. (Joh 13, 3)
Purpur- und Rottöne sind die dominierenden Farben für den Passionsteil. Die kostbare Purpurfarbe galt im ganzen Altertum als die schönste und vornehmste. Purpur war die heilige, göttliche, königliche Farbe; Leben versinnbildend, wegen der Ähnlichkeit mit dem lebentragenden Blut. Eine Farbe, die die Kraft und Macht symbolisiert. Sie beschwört die Kraft des Trägers. Unter allen Farben ist Rot die grellste, die am meisten in die Au-gen sticht. Rot ist in der Bibel Farbe der Sünde, der Sühne, des blutigen Opfers.
2. Jesus, der wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott zurückkehrte, stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch. Dann goss er Wasser in eine Schüssel und be-gann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war. (Joh 13, 5)
In der Dunkelheit des weiten Kirchenraums wird bei jedem Ton der chromatischen Tonleiter jeweils eine Kerze auf den Apostelleuchter entzündet. So werden die Besucher in den Kreis der Apostel aufgenommen.
3. Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen. (Joh 14, 23)
Die verschiedenen Rottöne stellen den Dialog zwischen Christus und den Menschen dar einander zugewandte Chromatik, die sich aus den Liebesmotiven ergibt.
4. Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. (Joh 14, 3)
Jesus haucht seinen Geist aus, er legt seinen Geist in Gottes Hände. Das Licht weicht vor der unglaublichen Liebestat Jesus. Die Schöpfung fällt ins Bodenlose, unser Gott stirbt. Zuletzt leuchtet nur noch die Osterkerze als Zeichen dafür, dass auch über den Tod Jesu hinaus die Beziehung Gottes zu seinem Sohn nicht unterbrochen wird.
5. Einer der Verbrecher, der neben ihm am Kreuz hing, sagte zu ihm: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst. Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir. Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.
(Lk 23, 42)
Die Grobheit des Schmerzes und der Kreuzigung wandelt sich allmählich durch die Zusage Jesu. Dies wird durch die Farbgebung im Kirchenraum symbolisch dargestellt. Ein langsamer Übergang von Purpurrot über Rot hin zu Orange.
6. Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben. (Lk 24, 51)
Die Himmelfahrt Jesu, der Übergang Jesu ins Paradies. Ein kurzer Lichtblick auf das Himmlische Jerusalem scheint auf die Erde. Durch die klare blaue Farbe wird schon auf den zweiten Teil der Installation vorgegriffen. Das Strahlen der ewigen Gottesschau wird durch die weißen Lichteffekte dargestellt.
Zweiter Teil der Installation
Die himmlische Stadt
Der zweite Teil der Installation erstreckt sich von der siebten bis zur zehnten Improvisation. Er setzt sich mit biblischen Worten aus Altem und Neuem Testament auseinander: mit der neuen Stadt, dem himmlischen Jerusalem.
Das Himmlische, das Neue Jerusalem bildet den Abschluss und die Krone der gesamten Heiligen Schrift des Alten und Neuen Bundes. Sie stellt uns das Endziel des Erdenpilgers vor Augen, denn »wir haben hier keine bleibende Stätte, sondern die künftige suchen wir« (Hebr 13, 14). Auch heilige Männer des Alten Bundes schauten bereits im Geiste dieses überzeitliche, ewig dauernde Jerusalem. Sie beschreiben es in ähnlichen Bil-dern wie der Hl. Johannes: »Siehe, ich bette deine Steine in Bleiglanz und gründe dich auf Saphiren. Ich baue deine Zinnen aus Rubinen, deine Tore aus Karfunkelstein und deine Umfriedung aus Edelstein« (Is 54, 11-14).
Der Hl. Johannes schreibt weiter: »Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr« (Offb 21,1).
Das Verschwinden der Erde und des Himmels und das Kommen eines neuen Himmels und einer neuen Erde sind Hinweis auf die völlig anders-artigen Bedingungen des Daseins der Erlösten. »Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat« (Offb 21, 2). In der erneuerten Welt wird der vollkommene Bund Gottes mit dem Menschen Wirklichkeit, so wie es Jeremia voraussagt.
Mit der Ankunft Jesu unter uns und mit der Geburt der irdischen Kirche hat die Verwirklichung des Bundes begonnen. Gott wird unter den Menschen wohnen, dann aber in völliger Klarheit und unauflöslicher Gemeinschaft mit ihnen. Sie werden sein Volk sein und er ihr Gott. So nahe stehen sie ihm und sind so sehr mit seinem Geheimnis verwoben, dass auch er nicht mehr allein ist, sondern »Gott mit ihnen«.
Die Installation greift diese Klarheit, dieses Gott mit ihnen, auf. Die Osterkerze auf dem nun gedeckten Altar ist Symbol für diese unauflösliche Gemeinschaft mit Gott. Das große Tuch auf dem Altar symbolisiert das abgelegte Leichentuch Jesu Christi und wird zugleich Tischtuch für das immerwährende Mahl mit Gott. Das Kreuz auf der Kreuzessäule ist nicht mehr Marterwerkzeug, sondern Symbol des überwunden Todes. So werden im zweiten Teil der Installation Osterkerze, Altar und Kreuz zum zentralen Bild für das Himmlische Jerusalem.
7. Ich selbst lege dir ein Fundament aus Malachit und Grundmauern aus Saphir. Aus Rubinen mache ich deine Zinnen, aus Beryll deine Tore und alle deine Mauern aus kostbaren Steinen. (Jes 54, 11.12)
Blau, die Farbe des Firmamentes und Sinnbild des Himmlischen, sie steht für Unberührtheit, Unabhängigkeit und Reinheit. Nach antiker Naturan-schauung war das Himmelsgewölbe etwas Feststehendes. »Das Wort des Herrn hat fest gefügt die Himmel« heißt es in Psalm 32, 6. Daher ist Blau auch Sinnbild der Dauer, der Festigkeit und Treue.
Grün ist die Farbe der frisch sprossenden Vegetation, der Erwartung von Zukünftigem, daher Symbol der Hoffnung. »Nach Anmut und Schönheit verlangt dein Auge. Doch über beiden steht die grüne Saat!« (Sir 40, 22)
Die Farben Blau und Grün bilden so im zweiten Teil die Grundelemente der Installation.
8. An jenem Tag wird der Herr der Heere auf diesem Berg - dem Zion für alle Völker ein Festmahl geben. (Jes 25, 6a)
Viele werden von Osten und Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen. (Mt. 8, 11)
Die Festlichkeit dieser Improvisation wird durch das feierliche Anzünden des siebenarmigen Leuchters, der laut Ex 25, 3140; 37, 1724 in der Stiftshütte stand, unterstrichen. Das Feuer wird von der Osterkerze zum Leuchter getragen und spannt so einen Bogen zwischen Altem und Neuem Testament. Hier erstrahlt weißblaues Licht im ganzen Kirchenraum.
9. Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden ein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. (Offb 21, 3. 4)
Die herannahende, verwirklichte Gottesstadt wird durch die langsam intensiver werdende Farbgebung im Sakralraum dargestellt. Durch das Aufleuchten hunderter von Lichtpunkten wird jeder Besucher in die himmlische Stadt aufgenommen. »Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen.«
10. Einen Tempel sah ich nicht in der Stadt. Denn der Herr
ist ihr Tempel. (Offb 21, 9-22,5)
Das letzte Stück führt die Vision der himmlischen Stadt weiter. Das intensive Blau und die Lichter umhüllen die Besucher, schaffen eine hoffnungsvoll, verheißende Stimmung.
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