NOK 2004
Neue Wege zur Gott-Suche
Mehr Besucher bei der 4. Nacht der Offenen Kirchen in Aachen [...] Absolutes Muss war wieder einmal ein Besuch in St. Foillan in unmittelbarer Nachbarschaft des Domes: Die Kirche war in einen TraumRaum verwandelt worden mit langen weißen, in ständig zur erklingenden Musik wechselnden Farben erscheinenden Stoffbahnen, die Tausende Besucher auf dem Weg zum Altarraum durchstreiften. Dort zauberte ein Meer von Hunderten von Kerzen eine traumhafte Atmosphäre rund um den Altar.
Kirchenzeitung für das Bistum Aachen 10/2004
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Triduum sacrum
St. Maternus: Eine Kathedrale des Unfassbaren
Das österliche Triduum sacrum verwandelte unsere Kirche St. Maternus zu einer Kathedrale des Unfassbaren, als die Licht-, Kunst- und Klanginstallationen von Stefan W. Knor und die charismatische und spirituelle Liturgiegestaltung durch Pastor Graaff und Gemeindereferentin Ratayczak den Himmel öffnete. Der Geist des Glaubens an Gott verwandelte sich für uns alle unfassbar in eine »physisch greifbare« Grundwirklichkeit. Damit wurde diese Urintention im Sakralraum von St. Maternus zu einem Ereignis, dass unsere Vorstellungskraft dramatisch erweiterte. [...]
Eine umfassende Würdigung dieses Gesamtkunstwerkes ist uns nicht möglich, da die menschliche Sprache zu klein ist dieses Ereignis umfassend zu beschreiben. Wir wissen, dass wir das Geschehene nicht wieder in der da gewesenen Form wiederholen können und müssen dankbar sein für dieses Kunstwerk zu Ostern 2004, auch wenn es nur ein aufleuchtender Herzschlag in der langen und bewegten Geschichte unserer Pfarre St. Maternus war.
04/2004 gez. PGR und gez. KV
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Licht aus finstrer Nacht
Ostern, das Fest der Auferstehung, ist die Feier der Erlösung der Menschen und bedeutet den Sieg des Lebens über den Tod. Zusammen mit dem Termin zum Frühlingsanfang spielt das Licht eine besondere Rolle in der Symbolisierung dieses höchsten Festes der Christen. [...]
Stefan W. Knor ist Theologiestudent und hat seine Liebe zur Liturgie und ihren Zeichen entdeckt. [...] Bereits weit vor Beginn der hl. Messe betraten viele Besucher am Gründonnerstag die Pfarrkirche St. Maternus, um den leisen sphärischen Klängen der Motette Spen in alium von T. Tallis zu lauschen und sich mit den verschiedenen Installationen vertraut zu machen. [...]
Den verschiedenen Elementen im Gottesdienst wurden von Knor bestimmte Farben als Licht zugeordnet: Zum feierlichen Einzug von Pfarrer G. Graaff erhellte violettes Licht das Kirchenschiff als Symbol der Passion, der Buße und Vorbereitung. Zum Gloria erhellte Gelb die Kirche als Zeichen der Freude und bei der Gabenbereitung und dem Hochgebet wechselte das Licht in Blau als Zeichen für Wahrheit, Treue und Transzendenz. Erst dann wurde rotes Licht als Farbe der Liebe zur stillen Anbetung eingesetzt.
Nach dem Schlussgebet wurden die konsekrierten Hostien mit der Osterkerze zu spirituellen Klängen in einer Prozession zum Tabernakel getragen. Pfarrer G. Graaff stimmte das Tantum ergo an, die Messdiener rissen als Zeichen der beginnenden Leiden Christi das große Altartuch vom Altar, löschten und entfernten alle Kerzen bis auf die Osterkerze. Die Kirche war blutrot erleuchtet und 14 Minuten lang wurde der Name Jesu beim Abspielen der Antifona von G. Scelsi gesungen. [...]
Ein weißes Leichentuch bis ins Kirchenschiff
B. Ratajczak, die als Gemeindereferentin diesem Gottesdienst vorstand - der Karfreitag ist seit alters her der einzige Tag im Kirchenjahr ohne Messfeier -, betrat den Altarraum, in dem als einziger Lichtblick die Osterkerze auf dem Altar brannte. Alle Kerzenständer und die gesamte Kreuzgruppe und alle Heiligenfiguren im Kirchenraum waren schwarz verhüllt, ein weißes Tuch lag wie ein Leichentuch um den Altar und reichte bis ins Kirchenschiff, kein Licht brannte.
Mit der Osterkerze, so Knor, sollte angedeutet werden, dass Jesus auch in seinem Leiden und seiner Verzweiflung, ja im Gefühl der Gottesferne noch bei uns ist, vielleicht näher als in seiner göttlichen Herrlichkeit. Im biblischen Passionsbericht hob B. Ratajczak an der Stelle, wo es heißt »Er neigte sein Haupt und gab seinen Geist«, die Osterkerze vom Altar auf, drehte sie um und brachte sie auf dem Altar zum Verlöschen. Die Teilnehmer an der liturgischen Feier konnten ihre Ergriffenheit und Anteilnahme nur mühsam zurückhalten, so stark war der Eindruck dieser Symbolhandlung. Anschließend wurde die Kerze mit einem Tuch verdeckt - ganz so wie früher eine Christusfigur in Tücher gehüllt und zur Grabesruhe gelegt wurde. [...]
Licht und Klang vertieften das österliche Gefühl
[...] Umso eindrucksvoller der Einzug des Priesters mit der brennenden Osterkerze und seinem dreimaligen Jubelruf "Lumen Christi" - "Christus, das Licht". Die Kerze wurde vor dem Altar inthronisiert und mit Weihrauch verehrt. In der Kirche entfaltete Stefan Knor einen Sonnenaufgang mit einem Farbenspiel vom meditativen Nachtblau bis hin zum strahlenden Rot-Gold des Morgens und von Feuer beim Lob der Osterkerze. Dieses Farbspiel, teilweise abgelöst von frühlingshaften grünlichen Lichttönen, fand seinen Höhepunkt im Farbenrausch zum Gloria, an dem Gemeinde und Chor in den österlichen Jubel ausbrachen. Glockenklang, der in die Kirche übertragen wurde, die Altarglöckchen der Ministranten und der brausende Klang der Orgel machten den triumphalen Eindruck vollständig. [...]
Die Teilnehmer an der Osternacht waren von dem liturgischen Gesamtablauf tief berührt, dass ihr Empfinden durch die Licht- und Klanginstallation noch vertieft wurde. [...] nach dem Segen folgte zu Widors Toccata aus der Symphonie Nr. 5 f-moll, die machtvoll den Raum mit Orgelklang erfüllte, eine abschließende Lichtinstallation, die die Klangfülle mit entsprechender Licht- und Farbenintensität ergänzte und damit die Feier der heiligen drei Tage zum Abschluss brachte. [...]
Nicht immer kann eine solch dichte Liturgie die gläubigen Teilnehmer in ihren Bann ziehen. Pfarrer Graaff, dem die Liturgie sehr am Herzen liegt, weiß um die Probleme, die gerade in einer Gemeinschaft von Gemeinden durch das Fehlen von Priestern entsteht. Nicht zuletzt, denket er, müssen die Menschen wieder die Fülle der Symbolsprache der Liturgie erfahren können, die in falschem Verständnis der Reform durch das Zweite Vatikanische Konzil teilweiyse verschwunden ist. Dabei greift er gern auf die Hilfe zurück, die Stefan Knor anbietet. »Seine Kreativität und Sensibilität für Liturgie und liturgische Räume haben eine ganze Reihe von Projekten in ihm wachsen lassen, die Gegenwart Gottes in der verhüllten Transzendenz des Kirchenraumes anzudeuten« [...]
Kirchenzeitung für das Bistum Aachen 16/2004
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