1. Die „Schönheit Gottes“
2. „Gottes Wohnung unter den Menschen“
3. Das Organ für Gott schärfen
4. Die Kreuzskulptur
5. Die Anbetungsstele, das Holzkreuz und der Altar
Bilder
Projektübersicht
|
Die „Schönheit Gottes“
Die „Schönheit Gottes“, das Erkennen „Gottes im Schönen“
ist das eine Thema des neu gestalteten Gebetsraumes im Exerzitienhaus des Bistums Trier in St. Thomas: „Schau den Regenbogen an und preise seinen Schöpfer; denn überaus schön und herrlich ist er. Über den Himmelskreis erstreckt er sich in seiner Pracht, Gottes Hand hat ihn machtvoll ausgespannt.“ Thomas von Aquin führt in seinem Werk „De veritate“ eine ausführliche und systematische Ausarbeitung der konvertiblen Transzendentalien, zu denen neben dem „Seinenden“ (ens), das „Eine“ (unum), das „Wahre“ (verum), das „Gute“ (bonum) auch der Begriff des „Schönen“ (pulchrum) steht. Auf dem Höhepunkt der Entwicklung des mittelalterlichen Denkens definiert Thomas von Aquin Schönheit nicht nur als das Vorhandensein der notwenigen Proportionen und des Glanzes - denn schön wurde das genannt, was Farbe besaß - sondern spielten für Thomas die Form, die moralische Schönheit und das wechselseitige Zusammenwirken von Dingen eine wichtige Rolle. Gott im Licht der Farben zu erkennen, zu genießen und diese Schönheit ins Herz zu schließen, mitzunehmen in den Alltag, dies ist das Grundanliegen dieser Raumgestaltung sowohl in der Architektur als auch in der Lichtgestaltung.
„Als einer der Ursprünge für die Ästhetik der claritas ist sicher anzusehen, dass Gott in vielen Kulturen mit dem Licht gleichgesetzt wurde: Der semitische Baal, der ägyptische Ra und der iranische Ahura Mazda waren Personifikationen der Sonne oder des Lichts, Vorstellungen, die bis zu der Auffassung vom Guten als Sonne der Idee bei Platon weiterwirken und über den Neoplatonismus in die christliche Tradition Eingang finden.“ In der Antike setzte sich die Schönheit aus zwei Komponenten zusammen: Zum einen aus der Proportion (symmetria) und zum andern aus der Farbe (chroma). „In seinen Enneaden (1,6) fragt sich Plotin, warum wir Farben, das Sonnenlicht und den Glanz der nächtlichen Gestirne als schön empfinden, [...]. Er kommt zu dem Ergebnis: Die Schönheit der Farbe ist einfach durch Gestaltung und Bewältigung des der Materie anhaftenden Dunkeln mittels Hinzutreten des unkörperlichen von Vernunft und Idee ausgehenden Lichts.“ Wenn man diesen Standpunkt durch neuplatonische Augen sieht, für die die Materie nur die letzte (verderbte) Stufe der Emenationen des unerreichbaren, höchsten Einen ist, ist das Licht, das von der Materie ausstrahlt, ein Reflex des Einen - von Gott - von dem es ausgeht. Abschließend sei hier für die Philosophie der mittelalterliche Hauptvertreter des Neuplatonismus Johannes Scotus Eriugena erwähnt, der Gott als Licht sieht. Der Mensch kann Gott im Licht bzw. in den Farben erkennen. Dante Alighieri beschreibt in seiner „Göttlichen Komödie“ ein wunderbar glänzendes Paradies, welches so mit Licht und Glanz erfüllt ist, dass es seine Augen nicht ertragen können.
Licht ist in Bezug auf die christliche Kultur nicht nur eine Kategorie unter vielen anderen, sondern nimmt eine Schlüsselstellung für dessen Sinngestalt und Funktionen auf allen Ebenen ein. Jeder Raum wird maßgeblich durch Licht geprägt, sei es das natürliche Licht mit seinen tages- und jahreszeitlichen und witterungsbestimmten Stimmungen oder durch eine künstliche Beleuchtungssituation. Kirchen- und Gebetsräume als Orte, in denen Menschen mit Gott in Kontakt treten, werden noch prägnanter durch Licht in ihrer Wahrnehmung beeinflusst. „Das Licht in Kirchen unterscheidet sich von dem Licht an anderen Orten.“ Aus der Erfahrung heraus, wie Licht Räume verändert und somit auch auf deren Besucher einen massiven Einfluss hat, wurde natürliches und künstliches Licht schon sehr früh „im christlichen Gottesdienst nicht nur aus praktischen Gründen (Beleuchtung) verwendet, sondern auch Festesfreude und Christusbekenntnis wurde damit ausgedrückt.“ (vgl. Apg 20,8; Offb 1,12; 4,5) Der gesamte Kirchenraum wird nach dem aufgehenden Licht der Sonne ausgerichtet: „Den Glaubenden begegnet in der aufgehenden Sonne Christus als wahres Licht und wahre Sonne; sie feiern ihn in der morgendlichen Licht-Hore der Laudes und wenden sich ihm in der Gebetsostung zu; der Morgenstern wird zum Bild der Wiederkunft Christi (Offb 22,16; 2 Petr 1,19).“ So wird all morgendlich der Raum vom aufsteigenden Licht der Sonne erfasst und gefüllt.
In diesem Zusammenhang muss die Theologie des mittelalterlichen, gotischen Kathedralbaues erwähnt werden. Zu keiner Zeit der christlichen Architekturgeschichte wurden Kirchenraum, Theologie und Lichtmetaphorik so eng miteinander verbunden und in „Stein“ umgesetzt. „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben, vom Vater der Gestirne (der Lichter), bei dem es keine Veränderung und keine Verfinsterung gibt.“ (Jak 1,17). Mit diesem Zitat aus dem Jakobusbrief beginnt die magna charta „Über die Himmlische Hierarchie“ von Ps.-Dionysius (um 500 n. Chr.) des mittelalterlichen Ideals von der lichtdurchwirkten Kathedrale. Ps.-Dionysius Werk hatte als Vorläufer den Philosophen Proklos, der ausladend über die neuplatonische Lichtauffassung spekulierte. Die heidnische Philosphie des Proklos wurde die Grundlage für das religiös-künstlerische Bauprogramm christlicher Architektur: „Das Material des Kirchenbaus hatte sich mit dem Licht des Himmels gewissermaßen zu vermählen, es musste eins werden mit ihm.“ Im Mittelalter versuche man durch ein solches Lichtkonzept dem Sakralraum eine besondere Sprache zu entlocken. „Der Stein der Kathedrale ist materielles Licht – und so ist es nur natürlich, dass er sich ein Stück weit zurückverwandelt in das Urlicht seiner Herkunft: Man lässt das Licht der Sonne so mit ihm spielen, dass er selber etwas von diesem Sonnenlicht in sich einsaugt: dass das Bauwerk materiell und immateriell zugleich erscheint.“ Ein zweiter wichtiger Punkt für die mittelalterliche, christliche Baukunst ist die „Negative Theologie“ des griechischen Theologen Johannes von Damaskus. „Es gibt für Gott die überschwängliche Verneinung: Nicht als ob Gott wirklich Finsternis wäre; aber wir sagen das, weil er auch nicht Licht ist, sondern weil er über das Licht unendlich erhaben bleibt.“ Somit wird nicht nur das Licht zum „Baumaterial“, sondern auch der Schatten, die Dunkelheit und die Finsternis, sie erlangen Symbolkraft. Die Räume wurden so gestaltet, dass sie nie ganz lichtdurchflutet erscheinen: „Entscheidend war das Spiel von Glanz und Dämmer, von Sonne und Schatten, von Licht eben und Finsternis. Beide Dimensionen taugten als Gottesgleichnis.“ Nach damaliger Vorstellung brachte gerade das Wechselspiel von Licht und Finsternis zum Ausdruck, dass Gott wirklich Gott ist. Ein Gott: unergründlich für den Menschen und unmöglich zu berechnen, aber nicht einmal gut und ein anderes Mal böse, sondern derart gut, derart entwaffnend gut, dass jede metaphorische Eingleisigkeit zu kurz griffe. Das Paradoxon von Licht und Dunkelheit soll den Menschen das undurchdringliche und doch so berückende, so nachhaltig wirksame Mysterium Gottes näher bringen. Licht, Farbe, Schatten und Dunkelheit übertragen sich physisch auf die Körper der Kirchenbesucher, das Göttliche ist den Geschöpfen buchstäblich auf den Leib geschrieben. Sowohl das Baumaterial als auch die Kirchenbesucher werden vom Licht erleuchtet, vom Glanz des heiligen Raumes erhellt und gleichzeitig abgeschattet. „So entstehen Gefühle und Stimmungen, und die Sinne dringen auf jene Geschehnisse zwischen Himmel und Erde, die in keine Schablonen passen.“ Wenn am Abend das natürliche Licht verschwindet, werden Kerzen als Christussymbol (Osterkerze) oder als Zeichen der Gegenwart Christi (Lucernar) und/oder verbunden mit der Bitte um das eschatologische Erscheinen Christi in der Liturgie verwendet. Als „Ewiges Licht“ vor dem Tabernakel ist das Kerzenlicht zum einen ein Zeichen der Anbetung zum anderen ein Zeichen für die Präsenz Gottes im konsekrierten Brot. Aber nicht nur das Kerzenlicht und das natürliche Licht der Sonne spielen in der Liturgie eine wichtige Rolle. Auch ist die Lichtsymbolik im gesprochen Wort, in liturgischen Texten (z.B. das Exultet in der Osternachtsliturgie, Orationen in der Oster- und Adventzeit, Präfationen zum Johannesfest und zu Lichtmess, Präfationen zu verschieden Marienmessen) und im kirchlichen Liedgut , zentral.
„Gottes Wohnung unter den Menschen“
„Gottes Wohnung unter den Menschen“
ist das zweite Thema der Gebetsraumgestaltung: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein, denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!“ Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss“ Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigengeben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein.“
Gottes Wohnen unter den Menschen ist ein altes Motiv jüdisch-christlicher Tradition. Gott selbst ist dabei der Handelnde: „An jedem Ort, an dem ich meinem Namen ein Gedächtnis stifte, will ich zu dir kommen und dich segnen.“ (Ex 20,24) Im Buch Deuteronomium wird angeordnet, dass Israel nur eine einzige Kultstätte haben soll, die Gott selbst auswählt, „indem er dort seinen Namen anbringt“ (Dtn 12,5). Die Anbringung des Namens an einem Ort war im Alten Orient Zeichen der Besitzergreifung und der Herrschaft. Dies drückt auch der Ausdruck „seinen Namen an einem Ort wohnen lassen“ aus. Beide Wendungen werden in den deuteronomischen Gesetzen nebeneinander gebraucht. Die Rede vom Wohnenlassen des Namens (vgl. Dtn 12,11; 14,23; 16,2.6.11; 26,2) wehrt zugleich die Vorstellung ab, Gott selbst wohne im Tempel; im Tempel wohnt nur Gottes Name. Gott selbst wohnt im Himmel (vgl. Dtn 26,15). Im Buch Levitikus ist der Bund Gottes mit seinem Volk gegründet im Wohnen Gottes: „Ich schlage meine Wohnstätte in eurer Mitte auf und habe gegen euch keine Abneigung. Ich gehe in eurer Mitte; ich bin euer Gott, und ihr seid mein Volk“ (Lev 26,11f).
Diese Tradition wird im Neuen Testament aufgegriffen und zugespitzt. So heißt es bei Paulus: „Gottes Tempel ist heilig, und der seid ihr“ (1 Kor 3,16), und im 2. Korintherbrief unterstreicht er kämpferisch: „Wir sind doch der Tempel des lebendigen Gottes; denn Gott hat gesprochen: Ich will unter ihnen wohnen und mit ihnen gehen. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.“ (2 Kor 6,16). Der Epheserbrief wendet das Bild christologisch: „Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlussstein ist Christus Jesus selbst. Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn. Durch ihn werdet auch ihr im Geist zu einer Wohnung Gottes erbaut.“ (Eph 2,20-22). Die Gemeinde bzw. die Kirche wird zum Tempel, zur Wohnung Gottes unter den Menschen.
Mit dem Bild vom neuen Jerusalem erhält das endgültige Wohnen Gottes unter den Menschen eschatologischen Charakter: „Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen [...] Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen.“ (Offb 21,2-4).
Vor allem in der spirituellen Tradition der Kirche wird das im Neuen Testament begründete Bild von der Gemeinde als Wohnung Gottes unter den Menschen zur Einwohnung Gottes im Menschen weiter entfaltet. Seit der Gründung der Ecclesia ist das Vorrecht des einen Tempels von Jerusalem auf viele übergegangen, denn im Neuen Bund ist durch den inkarnierten Gottessohn die ganze Welt geheiligt. Das Bewusstsein vom Wohnen Gottes im Menschen ist eingebettet und wird begleitet von der Feier der Liturgie, vom Gottesdienst in der Gemeinschaft der Gläubigen. Symbolisch wird dieses Bewusstsein durch die zeltförmige Struktur des Gebetsraumes dargestellt. Der Ort des Gebetes wird so zum „Gotteszelt“ zum begebaren Tabernakel.
Das Organ für Gott schärfen
Guido Kreppold stellt zu dieser Thematik in seinem Artikel: „Was weckt den religiösen Trieb?“ fest, dass hierzulande fast in jeder Familie ein Generationenwechsel auch immer einen Einbruch des christlichen Glaubens mit sich führt. Alle Versuche einer umfassenden Neuevangelisierung scheitern bisher daran, dass – wie man meint – der Sinn für das Religiöse abhandengekommen sei. Er schildert aus seiner langjährigen Erfahrung mit Menschen, die wieder zu einem überzeugten Glauben gefunden haben, dass es möglich sei den Prozess der kirchlichen Entfremdung umzukehren. „Denn Gott selbst ist innen. Er ist das Symbol für das, was mich unbedingt angeht. [...] Der Tiefenpsychologe Carl Gustav Jung hat für die menschliche Seele einen Archetyp des Gottesbildes ausgemacht, einen religiösen Trieb, der, einmal geweckt, alle anderen Antriebe und Motive einbindet und wandelt. Bestätigt wird dies nicht allein durch die Geschichte der großen Heiligen, sondern auch durch Begegnungen mit Menschen unserer Zeit, deren Sehnsucht nach Gott wie eine Leidenschaft erwacht ist.“ Die oft stille Sehnsucht nach Spiritualität bei vielen Menschen unsere Zeit drückt sich in vielen Formen aus.
„Entscheidend ist, ob das Organ für Gott geschärft wird: die Einstellung zu sich selbst, ob ein Mensch sich selbst wahr- und ernst nimmt. Es zeigt sich dann ein neues Gottesbild – nicht mehr am Rande, sondern in der Mitte der Existenz. Nicht mehr eines, das unser Leben einengt, sondern eines, das unserem Dasein volles Wachstum, volle Blüte, Entfaltung und Reife bringt. In der Sprache Carl Gustav Jungs heißt das so: Der Archetyp des Gottesbildes und der Archetyp der Ganzheit, das heißt die Anlage zur größeren Persönlichkeit, fallen zusammen.“ Dies fängt mit einer Sensibilisierung für Räume an sich an: „Wenn man die Sensibilität für die Qualität des Raumes wecken will, bedarf es einer Schule der Wahrnehmung, des Sehens, Hörens und der ganzheitlichen Erkundung des Raumes, wie bereits Romano Guardini es in seinem Konzept der Liturgischen Bildung in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelt hat.“
Wichtig ist, dass eine solche Gebetesraumgestaltung nicht bei der reinen Raumerkundung stehen bleibt, sondern dass durch gezielt gesetzte Sinnesreize und Medien ein theologisches Grundthema den Besuchern vermittelt wird.
Glaube, Werte und Einstellungen sprechen auf verschiedene Ebenen gleichzeitig den Menschen an: „eine den Verstand, eine das Gefühl und eine das Verhalten. Wenn Glaubensinhalte und Werte aber nicht erlebt und gefühlt werden, bleiben sie leere Worte. Die Bemühung um sie hat nur dann Erfolg, wenn auch die Gefühlsseite mit hereingenommen wird. Gefühle aber wandeln sich nicht durch Verstand und Willen, sondern nur durch ein stärkeres Gefühl! [...] Das stärkere Gefühl kann in einer außergewöhnlichen spirituellen Erfahrung enthalten sein. Sie kann so umwerfend und nachhaltig sein, dass alle bisherigen Überzeugungen erschüttert werden.“ Daher muss der Künstler sich bei solchen Gebetsraumgestaltung nicht nur mit der künstlerischen Umsetzung einer Idee auseinandersetzen, sondern muss sich auch mit den wesentlichen und grundsätzlichen, von Guardini gestellten Fragen zum Menschen in der Liturgie befassen: „Worin liegt das Wesen liturgischen Verhaltens? Wie muss der Mensch beschaffen sein, wie die Gemeinschaft, wenn sie wesensgerecht in der Liturgie stehen sollen? Welche Kräfte gehören dazu, welche Organe? Ja welches Sein?“ und sich mit dem ihm vorgegebenen Sakralraum arrangieren und diesen einbeziehen, mit ihm arbeiten.
Wenn Menschen durch gestalte Zeit und gestalteten Raum, durch Gebet das Göttliche als innerstes Eigentum erfahren, dann wird der Glaube an Jesus Christus nicht als etwas Fremdes erfahren. „Aussagen der Heiligen Schrift gehen uns plötzlich auf wie das Wort des Paulus: „Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir“ (Gal 2,20).“ Gerade im Gebet können Dinge erkannt und erlebt werden, bei denen die eigene Seele mitschwingen kann.
Die Kreuzskulptur
„In Jesus Christus vollendet sich Gottes Offenbarkeit in der Verhüllung. Nicht erst im Leidensgeschehen, schon in der Menschwerdung. Schon im reinen Faktum, dass das Wort Fleisch wird. Unausdenkbares Paradox, in welchem alle Paradoxe der Schöpfung und Heilsgeschichte zusammenlaufen. Denn gewiss erfüllt sich hier das überschwänglich, was die Schöpfung begonnen hatte: dass Gott sich ausdrückt und darstellt, dass der unendlich freie Geist sich einen Ausdrucksleib schafft, in dem er sich zwar offenbaren, aber besser noch verhüllen kann als der über alles hinaus, was außerhalb seiner ist und erdacht werden kann, unaussprechlich Erhabene. [...] Und es erfüllt sich überschwänglich, was Gott selbst in Israel eingeleitet hatte: dass er sich in seinem eigenen in die Geschichte und die Herzen des Volkes gesprochenen Wort immer tiefer auslegt und wehrloser preisgibt, und sich gerade so immer mehr als der unbegreiflich Verhüllte enthüllt.“
„Ich wünsche uns Osteraugen, die im Tod bis zum Leben,
in der Schuld bis zur Vergebung,
in der Trennung bis zur Einheit,
in den Wunden bis zur Herrlichkeit, im Menschen bis zu Gott,
in Gott bis zum Menschen,
im Ich bis zum Du zu sehen vermögen. Und dazu alle österliche Kraft.“
Das Gedicht „Osteraugen“ vom, leider viel zu früh verstorbenen, Aachener Bischof Klaus Hemmerle war die Inspirationsquelle für den bronzenen Christuscorpus. Die überdimensional langen Gliedmaßen sind geschunden, zermartert und gebrochen. Ein Mensch, dessen Leben am Kreuz auf unvorstellbare Art und Weise endete. Der „geschlagen“ wurde von den Menschen, die er erlösen wollte/hat. Der zentrale Corpus (Brust und Kopf) aber, wirkt hingegen befreit, erlöst und verklärt. Der „geschlagene“ Körper wirkt am Kreuz befreit. Der Erlöser ist „erlöst“! „Osteraugen, die im Tod bis zum Leben zu sehen vermögen.“
Die Anbetungsstele, das Holzkreuz und
der Altar
Alle drei Elemente nehmen die Grundform des Raumes auf und bestehen aus gekalktem Eichenholz. Es sind zusammengesetzten Winkeln, die nicht auf Gärung, sondern aus aufeinander angesetzten Brettern gearbeitet wurden.
Zusätzlich wurde in die Anbetungsstele und in den Altar eine Schattenfuge eingearbeitet, die zusätzlich auf den Raum mit seinen Schattenfugen an den Dachbalken verweisen. So sollte in aller Schlichtheit eine Gesamtkomposition erstehen.
nach oben
|